top of page
Suche
  • Autorenbildglutenfreewanderlust

Das Coworking Experiment


Locus ist der erste Coworking Space, den ich mir auf meiner Reise angeschaut habe. Der Weg dorthin war sehr leicht. Der Coworking Space liegt sehr zentral nahe diversen Bus und Bahn Stationen, Cafés und Restaurants.


Von meinem Hostel aus (auf der anderen Seite der Stadt) habe ich etwa 25 Minuten zu Fuß und mit der Metro gebraucht.





Um 10 Uhr hatte ich also einen Termin für eine kostenlose Führung. Dort angekommen ging es für mich in den obersten Stock. Der Ausblick auf den Fernsehturm und über Prag hat mich schon mal beeindruckt - ein attraktiver Pluspunkt.





An der Tür begrüßte mich Gabriel. Er studiert Business and Management in Frankreich und macht bereits seit zwei Monaten ein Praktikum als Community Manager bei Locus.


Für den Coworking Space arbeiten mal vier, mal fünf Manager - zwei Angestellte (Halbzeit), zwei Praktikanten (Vollzeit) und der Besitzer.





Insgesamt gibt es 54 verfügbare Plätze bei Locus. Für einen Coworking Space ist das relativ klein - Mitglieder schätzen die familienähnliche, vertraute Atmosphäre. Der Altersdurchschnitt liegt hier zwischen 30 und 35 Jahren. Da über 22 Nationen bei Locus arbeiten, wird hier hauptsächlich Englisch gesprochen.


Die Räumlichkeiten:


Man kann einen festen oder flexiblen (man sitzt also dort, wo gerade ein Platz frei ist) Arbeitsplatz anmieten.



Hier ein Überblick über die angebotenen Pakete:



25 Kč sind ungefähr 1€ laut aktuellem Wechselkurs


Momentan (im Sommer) sind relativ viele Plätze frei, im Frühling und Herbst würde es jedoch immer relativ voll. Das habe mit dem Urlaub und der Reisezeit zu tun.


Wie lange jemand bei Locus bleibt, sei sehr unterschiedlich. Gerade Weltenbummler würden lediglich für 1-2 Monate bleiben, es gäbe jedoch auch langfristige Mitglieder, die bereits mehrere Jahre ihren Arbeitsplatz bei Locus hätten.


Locus bietet einen ziemlich offenen Raum - es gibt nur drei separate, geschlossene Räume, die man zum Telefonieren/Skypen oder für Meetings nutzen kann. Der Call Room steht einem für 25 Minuten frei zu Verfügung, sollte man länger telefonieren wollen, kann man entweder den kleinen Besprechungsraum:


Oder den großen:


buchen.


Obwohl der Raum sehr offen ist und ab und zu in der Küche ein Plausch gehalten wird, herrscht eine konzentrierte Atmosphäre bei der es sich gut arbeiten lässt.



Zu sehen, wie alle fokussiert an ihrem Projekt arbeiten, stecke an. Das erleichtere die Arbeit - anders als in einem Café oder zuhause. Dort habe man zwar auch seine Arbeitsutensilien und Internet, jedoch würde man viel schneller abgelenkt.


Auch ich habe die Atmosphäre dort sehr motivierend wahrgenommen, sodass ich mich entschied das Angebot zu nutzen einen Free Day bei Locus zu machen und an meinem Blog zu arbeiten.


Zur Mittagszeit versammelten sich dann alle und wir gingen gemeinsam zum Vietnamesen. Ich nutzte die Pause, um ein paar meiner Fragen los zu werden. Tatsächlich arbeiteten die meisten als Freelancer bei Locus, sie würden also nicht wie digitale Nomaden regelmäßig ihren Ort wechseln, sondern waren in Prag ansässig. Trotzdem interessierte mich, warum sie sich für die Selbstständigkeit entschieden.


Es ließe sich besser mit der Familie vereinbaren. Gerade, wenn man kleine Kinder habe, seien feste Arbeitszeiten und die langen Ferien der Kinder schwierig miteinander zu vereinbaren. Die Selbstständigkeit ermögliche da viel Freiheit und Flexibilität.


Aber sie bringe auch Schattenseiten mit sich. Als Selbstständiger muss man, wie der Name schon sagt, alles selbst machen. Von Marketing über Controlling bis hin zum Bearbeiten der Aufträge selbstverständlich. Als ich hörte, dass das in 35-40 Stunden die Woche möglich sei, war ich überrascht. Sicherlich kommt es dabei auch auf die eigenen Ansprüche und Bedürfnisse an. Spielraum nach oben gäbe es immer.


Die Selbstständigkeit sei auch mit unsicheren Phasen verbunden. Oft komme es vor, dass entweder kaum Aufträge oder alle auf einmal rein kämen. Gerade vor Weihnachten (und anderen Festlichkeiten) sei die Nachfrage tendenziell höher (Aussagen von Web Developern).


Insgesamt scheinen jedoch die Vorteile zu überwiegen. Vor allem das Argument: „Ich möchte nicht einfach Anleitungen von oben folgen müssen, sondern mein eigener Chef sein“, habe ich besonders oft gehört an diesem Tag.


Zurück bei Locus ging es wieder an den Arbeitsplatz. Um drei Uhr wurde eine Kaffeepause veranstaltet. Jeder war zu Kaffee, Tee und Plätzchen eingeladen - ob man teilnehmen wollte oder nicht, stand dabei jedem frei.


Zu meinem Glück lernte ich dabei Alvin kennen - einen Fotografen aus der Fashion Branche, ursprünglich aus Los Angeles, allerdings seit Jahren „homeless“, wie er es beschreibt. Er habe sein Hobby zum Beruf gemacht, gehe ständig mit dem Blick eines Fotografen durch die Welt - so auch bei unserem Gespräch, bei welchem er sich so stellte, dass das Licht perfekt für ein Foto in mein Gesicht fallen würde.


Da sein Vater ebenfalls Fotograf war, habe er schon früh angefangen und gelernt. Beim Fotografieren käme es vor allem auf das Machen/Ausprobieren drauf an. Man müsse lediglich wissen wie sein Werkzeug funktioniert und dann in Aktion treten.


Als digitaler Nomade habe er schon fast in jedem Land gelebt. Die Welt sei für ihn mittlerweile klein geworden. Dank günstiger Flüge sei er innerhalb kürzester Zeit wo er hin möchte.


Gemeinsam mit seinem Kern Team, welches aus 15 Personen bestehe (natürlich überall auf der Welt verteilt) würde er die Fashion Shows in Paris, New York und Mailand shooten (jeweils 14 Tage). Darüber hinaus sei er mindestens einmal im Jahr in Bangkok. Den Rest des Jahres verbringt er wo immer er möchte.


Seine Shootings plane er so, dass sie in seiner Nähe seien. Anfamag habe er das anders gemacht. Mit der Basis in Los Angeles und dem ständigen Hin- und Zurückfliegen von einem Termin auf der anderen Seite der Welt habe er große Probleme gehabt - das hätte vor allem am Jetlag gelegen. Er hätze jedoch daraus gelernt und würde seitdem nur noch One Way Tickets buchen. Wann er wo in fünf oder gar in zwei Jahren sein wird, kann er nicht sagen. Er lebe im Moment, habe täglich eine Mission auf die er sich voll und ganz konzentriere (Shooting, Planung, etc.) und versuche das Beste aus seinem Tag herauszuholen. Und vor allem versuche er dankbar zu sein - für jeden Atemzug.


Wir unterhielten uns noch eine sehr lange. Ich erzählte ihm von meinem Blog, meinem Wunsch andere zu inspirieren sich nicht von den eigenen Ängsten oder Grenzen zurück halten zu lassen sondern mutig und neugierig zu sein, sich der Welt zu öffnen und damit seinen Horizont zu erweitern.


Seine positive Reaktion motivierte mich. Er bestärkte mich, gab mir Fotografie Tips und App Empfehlungen.


Um 17:30 Uhr war der Test Tag vorbei. Alvin entschied sich sofort für eine Mitgliedschaft. Normalerweise würde er drei bis vier Tage brauchen in die Gruppe zu kommen, hier habe er jetzt schon das Gefühl dazu zu gehören. Ich stimme ihm zu. Dass das Gemeinschaftsgefühl bei Locus groß geschrieben wird, spürt man sofort.


Hier noch ein paar Einblicke:





23 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page